An der Romantischen Straße

Es ist keine gewöhnliche Reise, auf die uns Autor Matti Bauer mitnimmt. Zwar führt uns sein Film auch zu den klassischen Zielen der Romantischen Straße - wie die Würzburger Residenz, der Barockgarten von Schloss Weikersheim und das romantische Dinkelsbühl. Doch lernen wir im Verlauf der Fahrt auch Orte kennen, die nicht im Reiseführer stehen, und treffen auf Menschen, die ihre eigenen Vorstellungen von „Romantik“ haben.


In Wertheim begegnen wir Christina und Toni Hegmann, die ihre Ziegen auf den steilen Wiesen der Burgruine weiden lassen und der Stadt so die Kosten fürs aufwändige Mähen ersparen. In Tauberscheckenbach führt Rudolph Kühlwein seinen Oldtimer-Benz aus. Und Schreiner Manfred Sandmeier, der behutsam sein altes Dinkelsbühler Haus saniert, philosophiert über die Altstadt und warnt davor, sie zur romantischen Kulisse verkommen zu lassen.


Oft sind es diese flüchtigen Begegnungen auf der legendären Route, die 1950 in Augsburg gegründet wurde. Damals wollten die Fremdenverkehrsvertreter vor allem amerikanische Touristen nach Deutschland locken, um ihnen einen Gegenentwurf zum hässlichen Nazi-Deutschland zu präsentieren. Seither musste die Romantische Straße mehrmals auf verkehrsärmere Strecken verlegt werden, um ihren Beinamen zu rechtfertigen.


Dass die alten Römer eine ähnliche Route in umgekehrter Richtung genommen haben, zeigt uns Architekt Magnus Peresson aus Füssen am Grund des Forggensees, der im Winter abgelassen ist und Reste der alten „Via Claudia“ sichtbar macht. Für Peresson heißt „romantisch“, wenn er mit einem Glas Rotwein ins Land am Schloss Neuschwanstein blicken kann. So ist ein jeder mit dem eigenen „Gefühlsbarometer“ auf der Romantischen Straße unterwegs. Romantik - das ist eine weite Projektionsfläche - und die Romantische Straße ist es auch.

Buch & Regie: Matti Bauer
Kamera: Rupert Heilgemeir
Ton: Rolf Lorentschk
Schnitt: Susanne Prengel
Redaktion: Yvonne Belohlavek